Geschichte Wörnitzostheim
Im Tal der Wörnitz, von Wiesen und weiten Feldern umgeben liegt das bis zur Eingemeindung 1972 selbständige Dorf mit reicher Geschichte. Wörnitzostheim ist heute mit 182 Einwohnern (31.10.2018) die kleinste der Alerheimer Eingemeindungen.
Wie Funde in unserer Flur belegen, durchstreifte der Mensch bereits in der Altsteinzeit das Gebiet.
Eine erste landwirtschaftliche Nutzung der fruchtbaren Böden erfolgte schon durch die Bandkeramiker, eine frühe Kultur der Jungsteinzeit. Mehrere neolithische Siedlungen wurden durch Lesefunde (bzw. durch Ausgrabungen in jüngster Zeit) lokalisiert. Auch spätere Kulturen der Menschheitsgeschichte hinterließen in und um Wörnitzostheim ihre Spuren.
Spätestens seit der Bronzezeit wude eine besonders seichte Stelle der Wörnitz, im Bereich der heutigen Brücke, als Furt genutzt. Auch Kelten und Römer nutzten den weit und breit günstigsten Flussübergang, ein befestigter Ausbau in dieser Zeit ist anzunehmen.
Eine Altstraße von Osten (Sualafeldgau, Altmühltal, Pfalz-Neuburg) ins Ries durchquerte die Wörnitz bei Wörnitzostheim als Handels- und Heerstraße und traf wenig westlich des Dorfes auf die alte Römerstrasse, eine Fortsetzung der Via Claudia, die nach Norden auf geradem Wege zum Kastell Losodica (Munningen) und zum Limes führte.
In jene Zeit ist wohl auch eine erste Befestigung der Anhöhe über der Furt (heute Kirche mit Friedhof) zu datieren.
Die Gründung des Dorfes geschah wahrscheinlich durch die Franken, wobei eine alemannische Besiedlung grundsätzlich nicht auszuschließen ist.
Die „Traditiones Fuldenses“ verzeichnen bereits für das 8. Jahrhundert Güterbesitz (16 Huben) in Wörnitzostheim, die unter den fränkischen Königen Pippin und Karl als Schenkungen an das Reichskloster Fulda kamen.
Eine erste genau datierte urkundliche Erwähnung fand, wie es der Zufall wollte, recht spät statt: Die Urkunde ist am 27. November 1254 in Neapel verfasst worden und bestätigt die Rechte und Freiheiten des Klosters Zimmern und allen Besitz, unter anderem in Wörnitzostheim, durch Papst Innozenz IV. Dieses Ereignis wurde zum Anlass genommen, im Jahr 2004 die erste urkundliche Erwähnung Wörnitzostheims vor 750 Jahren gebührend zu feiern. Viele tausend Besucher bevölkerten tagelang unser Dorf und begeisterten sich an den vielen Darbietungen und Attraktionen, die Geschichte und Gegenwart unseres kleinen Dorfes auf das Beste präsentierten.
Der massige, bergfriedartige Turm der Kirche St. Maria u. Anna steht wie ein Wächter über dem Wörnitztal im stark befestigten Friedhof. Diese Kirchenburg war seit dem Mittelalter letzte Zuflucht und Verteidigungsbastion der Dorfbevölkerung.
Im Laufe der Geschichte musste Wörnitzostheim viel Leid erfahren. Durchziehende Heere machten in Kriegszeiten die Lage des Dorfes an Furt und Strasse zum Fluch, Einquartierungen und Plünderungen nahmen den Menschen das Letzte. Besonders der Dreißigjährige Krieg setzte Wörnitzostheim übel zu (u.a. Schlachten bei Nördlingen 1634 und Alerheim 1645) und entvölkerten das Dorf.
Der Zuzug von Glaubensflüchtlingen aus dem Ländlein ob der Enns (Oberösterreich) brachte wieder Leben ins Dorf. Zum Ende des 17. Jahrhunderts bestand knapp die Hälfte der Einwohner Wörnitzostheims aus jenen Exulanten.
Näheres zur mitunter recht wechselvollen Geschichte des kleinen Dorfes ist in einer, im Festjahr 2004 erschienenen, ausführlichen Ortschronik, nachzulesen. Wer weiß schon, dass der weltberühmte Hirnforscher Christfried Jakob (+ 1956 in Buenos Aires) im Jahre 1866 in Wörnitzostheim geboren wurde? Und dass dessen Vater, der über das Ries hinaus bekannte Mundartdichter Gottfried Jakob von 1865-1878 hier Lehrer war? Dass der Wörnitzostheimer Posaunenchor der älteste im Ries und der drittälteste in ganz Bayern ist? Dass in der alten Wörnitzostheimer Wehrkirche eine der letzten erhaltenen Sieber-Orgeln von 1866 noch immer ihren Dienst tut?
Dass im Herbst 1965 westlich des Dorfes ein 180 Meter tiefes Loch gebohrt wurde und die Ergebnisse der Forschungsbohrung Wörnitzostheim wichtige Erkenntnisse zur geologischen Erforschung des Rieses lieferten? Dass nach dem 2. Weltkrieg eine ganze Kirchengemeinde aus Tetschen-Bodenbach/Sudetenland hier ihren geistigen und kulturellen Mittelpunkt fand?
Dies und vieles mehr findet sich in dem 600 Seiten starken Buch, das erhältlich ist bei der Gemeinde Alerheim.
Desweiteren wurde von Hans Reinhard ein Ortsfamilienbuch erstellt, welches besonders für Familienforscher eine echte Fundgrube darstellt.
Das früher weitestgehend landwirtschaftlich geprägte Dorf kann heute nur noch wenige ortsansässige Bauern im Haupterwerb ernähren, z.B. verließ die letzte Milchkuh schon vor vielen Jahren das Dorf.
Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist heute die von der Freiwilligen Feuerwehr organisierte Wörnitzostheimer „Kneipe“ im Gemeindehaus, welches auch das Amtszimmer des Bürgermeisters, einen Kühlraum sowie die „Bude“ für die Dorfjugend beherbergt.
Mehrere Handwerksbetriebe im Dorf setzen gewachsene Traditionen fort, die örtlichen Vereine sowie die Kirchengemeinde sind bestrebt, auch den nachfolgenden Generationen gewisse Grundlagen zu vermitteln, sich mit „Oaschde“ zu identifizieren.